Zu Besuch im Bahnhofsmuseum: Von Zellen und Blöcken

IMG_20200325_0001Bei den Nationalratswahlen im Jahre 1930 bekamen die Nationalsozialisten in Hofstetten 27 Stimmen (vgl. Christlichsoziale 614, Sozialdemokraten 223). So gab es ab etwa 1934 sogenannte „Illegale“, die schon eingetragene Mitglieder der NSDAP waren, aber sich öffentlich nicht dazu bekannten. Beim Einmarsch Hitlers 1938 machte er in St. Pölten Halt. Auch einige Leute aus Hofstetten-Grünau fuhren nach St. Pölten um den Führer zu sehen.

Auch in unserer Gemeinde erfolgte die totale Ausrichtung ab 1938 nach dem Nationalsozialismus. Familie Firnberg (Grünau 9) wurde verfolgt. Einige konnten rechtzeitig auswandern, mehrere Personen wurden verhaftet und ins KZ Theresienstadt gebracht, wo sie umkamen. Familie Münzer flüchtete nach Jugoslawien, Familie Klein (Bernhardsmühle) wanderte nach Australien aus.

Ab 1938 war der Zulauf zur Einheitspartei groß. Wer nicht beitrat, verlor Arbeitsplatz, Ansehen, wurde rasch zur Wehrmacht eingezogen.

Es gibt noch Aufzeichnungen, wie die NSDAP Mitglieder organisiert waren. Das Heft (siehe Foto) dürfte aus der Zeit um 1938 stammen. Es trägt keine Jahreszahl. Organisiert waren die Personen in Zellen und Blöcken. Es gab in Hofstetten-Grünau insgesamt 5 Zellen, jede in 2 bis 8 Blöcke eingeteilt. Zu jedem Block gehörten etwa 10 – 12 Personen. Im NSDAP Mitglieder-Heft sind 157 Personen namentlich genannt. In der Gemeinde waren ab 1938 alle wichtigen Posten mit NSDAP Mitgliedern besetzt: Bürgermeister, Gemeinderäte, Ortsparteiführer, Ortsbauernführer.

In den verschiedenen Chroniken (Schule, Gendarmerie, Kirche, …) steht nicht viel geschrieben. Es wäre zwischen 1938 und 1945 zu gefährlich gewesen, kritische Gedanken zu äußern. Andererseits wurden manche Seiten auch gleich nach dem Mai 1945 herausgerissen und vernichtet.